Neue Veranstaltungsreihe:
Der kolumbianische Friedensprozess im Kontext eines extraktivistischen Entwicklungsmodells
Am 17. November starten COLPAZ und WISSENSKULTUREN eine vierteilige Veranstaltungsreihe, in der wir uns mit der Frage auseinandersetzen wollen, welche Möglichkeiten sich mit der von der gegenwärtigen Regierung betriebenen extraktivistischen Entwicklungsstrategie für die Realisierung des 2016 vereinbarten Friedensprozesses ergeben bzw. welche Grenzen durch sie gesetzt werden.
Seit Abschluss des Friedensvertrages Ende 2016 werden weiterhin Menschen von ihren Ländereien vertrieben und Vertreter*innen indigener und afrokolumbianischer Gemeinschaften sowie soziale und Umweltaktivist*innen gezielt getötet. Die Gewalt gegen Gemeindevorsteher, soziale und Umweltaktivist*innen hat sich sogar verschärft. Die Gründe der erneuten Gewalteskalation sind sehr vielfältig. Einer könnte in der von der Regierung betriebenen Priorisierung eines extraktivistischen Entwicklungsmodells liegen.
Während der Friedensverhandlungen in Havanna wurde eine Debatte zum Entwicklungsmodell aus
nachvollziehbaren Gründen ausgeklammert, was von vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen allerdings kritisiert wurde. Wir wollen in unserer Veranstaltungsreihe dieses Thema aufgreifen und dabei die These vom Extraktivismus als angeblich zentralen Motor für gesellschaftliche Entwicklung« (Santos) in den Mittelpunkt stellen. Im Austausch zwischen Menschen in und aus Kolumbien sowie Bonner Bürger*innen wollen wir dies erörtern. Zwei Kernfragen stehen dabei im Mittelpunkt:
- Inwieweit unterminiert das derzeitige Entwicklungsmodell die Umsetzung des Friedensabkommens und die Erreichung eines nachhaltigen positiven Friedens?
- Welche Potentiale und Ressourcen gibt es im Land und in der Bevölkerung für alternative soziale und wirtschaftliche Prozesse, die ein friedliches Zusammenleben ermöglichen?
Coronabedingt werden alle vier Veranstaltungen als Online-Veranstaltungen stattfinden. Wir beginnen
- Dienstag, den 17. November 2020 (18:30 — 20:30 h)
- Referentin: Alexandra Bernal Pardo , Ökonomin und Politikwissenschaftlerin aus Bogotá, Fellow am deutsch-kolumbianischen Friedensinstitut CAPAZ und Mitglied der »Red Rodeemos el Diálogo«.
- »Extraktivismus der natürlichen Ressourcen und Konflikt. Das Beispiel Ferronickel im Departement Córdoba (Kolumbien)«
Alexandra Bernal Pardo wird über die Situation in der Gemeinde Montelíbano (Departamento Córdoba) berichten, um zu zeigen, wie trotz des Friedensabkommens der bewaffnete Konflikt in Kolumbien fortbesteht. Das Auftreten bewaffneter Gruppen steht hier im Zusammenhang mit dem lukrativen Abbau von Nickel. Gewalt gegen die Zivilbevölkerung steht auf der Tagesordnung und anstatt, dass die Lizenzgebühren für die Schürfrechte an den kolumbianischen Staat abgeführt werden, verschwinden diese durch tatkräftige Mitwirkung paramilitärischer Kräfte in dubiosen Kanälen. Das Referat stützt sich auf die Studie „Different Resources, Different Conflicts“ (Bogotá, Universidad de Los Andes, 2019).
Die Veranstaltung findet auf Spanisch und Deutsch statt. Die Beiträge werden übersetzt. Die weiteren Veranstaltungen finden im November, Dezember und Januar statt. Über die genauen Daten werden wir Sie informieren.
Um Anmeldung wird gebeten unter: colpaz@riseup.net oder oeku-buero.de: Anmeldung
Veranstalter: »Wissenskulturen e.V.« und der Arbeitskreis »COLPAZ — Frieden für Kolumbien«, in Zusammenarbeit mit dem »Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit« und mit finanzieller Unterstützung durch die »Bundesstadt Bonn« und »Engagement Global« mit Mitteln des BMZ.