Neue Wege der Erinnerungs- und Friedensarbeit
in Bonn und Medellin
»Those who cannot remember the past are condemned to repeat it«.
[»Wer seine Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen«]
(Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana (1863–1952): The Live of Reason)
WISSENSKULTUREN und COLPAZ laden ein zu drei Veranstaltungen im Juli, in denen es um Perspektiven der Erinnerungskultur und ‑politik geht. Insbesondere um deren Rolle als Schlüsselelement der Friedensarbeit.
Angesichts des nicht nur in Deutschland entbrannten Kulturkampfes um das historische Gedächtnis und die damit einhergehende Verunsicherung junger Menschen, stellt sich die Frage nach neuen Wegen der Erinnerungskultur und der Friedensarbeit. Was die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands betrifft, sterben die letzten Zeitzeugen, die uns ihre Erlebnisse aus dieser Zeit persönlich mitteilen können und die Gesellschaft wird immer mehr auf sedimentierte Formen der Erinnerung angewiesen sein. In Deutschland gibt es vielfältige Formen staatlich ritualisierter Erinnerungskultur, aber dennoch beobachten wir gegenwärtig Versuche einer Umdeutung der deutschen Geschichte und damit ein Ende konsensualer Erinnerungspolitik, sowie den Missbrauch der historischen Erinnerung für politische Instrumentalisierung.
Angesichts des Bedeutungsrückgangs traditioneller Medien (Stichwort: Zeitungssterben, Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk u.a.m.) werden die sogenannten »social media« eine zunehmende Rolle spielen. Aber auch der in machen Schulklassen existierende hohe Anteil von Schülern mit familiärer Migrationsgeschichte erfordert andere Anknüpfungspunkte an die deutsche Geschichte, wie beispielsweise dekoloniale Ansätze und die Realität Deutschlands als Migrationsgesellschaft.
Es lohnt sich deshalb über neue Wege der Erinnerungskultur nachzudenken. Ritualisierte staatliche Formen — so wichtig sind sind — scheinen an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Die Aufwertung zivilgesellschaftlicher Formen der Erinnerung könnte ein interessanter Gedanke sein, der sich lohnt zu Ende gedacht zu werden. Dies wollen wir anhand der hier vorgestellten drei Veranstaltungen anregen.
Am 4. und 5. Juli 2025 begrüßen wir zwei kolumbianische Künstler:innen aus Medellin, die uns über neue Wege der Erinnerungskultur und Friedensarbeit durch zivilgesellschaftliche Initiativen am Beispiel der »Comuna 13« berichten. Die »Comuna 13« ist ein Stadtteil in Medellin, der im Jahre 2002 Schauplatz entsetzlicher Massaker der kolumbianischen Armee in Kooperation mit rechtsradikalen Paramilitärs war. Die bisher gemachten Erfahrungen mit der Art und Weise, wie in Kolumbien mit diesen Erfahrungen umgegangen wird (Stichwort: »Memoria Historica«) und mit den weltweit beachteten kolumbiani-schen Ansätzen zur Transformation von einer durch Gewalt und Krieg geprägten Gesellschaft hin zu einer friedlichen, demokratischen, gerechteren und toleranteren Gesellschaft könnten wertvolle Anregungen auch für den deutschen Diskurs der Erinnerungskultur und der Friedensarbeit bieten.
Aber auch umgekehrt interessieren sich unsere kolumbianischen Gäste für die in Deutschland gemachten Erfahrungen mit der Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse. Welche Ansätze gab und gibt es? Welche nationalen, regionalen und lokalen Aktivitäten? Welche Orte und Anlässe? Welche öffentlichen Träger? Welche zivilgesellschaftlichen Initiativen? Welche Konflikte um die Erinnerung fanden und finden in Deutschland statt? Auch dies wird ein Thema des Austausches sein.
Zu einer weiteren Veranstaltung laden wir zum 9. Juli« 2025 ein. Als Kooperationsveranstung zwischen dem »Gustav Stresemann Institut», dem »Förderverein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn e.V.« und »Wissenskulturen e.V.« findet eine Diskussionsrunde mit den Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl der/des Bonner Oberbürgermeister*in 2025 statt. Es geht um die Frage wie eine aktive demokratische Erinnerungskultur in Bonn gelebt werden kann und sollte.
Mitwoch 9. Juli 2025, 20:00 Uhr
Ort: Gustav Stresemann Institut, Langer Grabenweg 68, 53175 Bonn
Details zu dieser Veranstaltung und ein Anmeldelink sind verfügbar auf der Website des Gustav-Stresemann-Instituts, Bonn.
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Mit dem Künstlerkollektiv »AgroArte« aus Medellin am 4. Juli 2025 laden wir zu zwei Diskussionsveranstaltungen ein:
Freitag 4. Juli 2025, 18:30 — 21:00 Uhr
Thema: »Friedensbildung und Erinnerungskultur aus der Zivilgesellschaft in Bonn und Medellin
Ort: Pavillon, Budapester Straße 7, 53111 Bonn
Es diskutieren miteinander:
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- Katerin Delgado Franco künstlerische Leiterin von AgroArte, Medellin
- Luis Fernando Alvarez “El Aka” Mitbegründer von AgroArte, Medellin
- Gaby Weber, Wissenskulturen e.V. und COLPAZ — Frieden für Kolumbien, Bonn
- Moderation: Alejandro Pacheco Zapata, Oekumenisches Buero fuer Frieden und Gerechtigkeit e.V., München
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Samstag 5. Juli 2025, 17:00 — 19:00 Uhr
Thema: »Wie Handel, Landwirtschaft und Bürgerbeteiligung in Bonn und Medellin fairer, gerechter und solidarischer werden.
Ort: Pavillon, Budapester Straße 7, 53111 Bonn
Es diskutieren miteinander:
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- Katerin Delgado Franco künstlerische Leiterin von AgroArte, Medellin
- Luis Fernando Alvarez “El Aka” Mitbegründer von AgroArte, Medellin
- Elmar Schulze Messing, Weltladen Bonn e.V.
- Gesa Maschkowski, Bonn im Wandel e.V.
- Moderation: Alejandro Pacheco Zapata, Oekumenisches Buero fuer Frieden und Gerechtigkeit e.V., München
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Die Gespräche finden in spanisch und deutsch statt und werden jeweils übersetzt. Weitere Informationen und Anmeldung unter: Ökumenisches Büro München
»El pueblo que no conoce su historia no comprende su presente y,
por lo tanto, no lo domina, por lo que son otros que lo hacen por él.«
[»Ein Volk, dass seine Geschichte nicht kennt, kann seine Gegenwart nicht verstehen
und sie daher auch nicht beherrschen, so dass es andere sind, die dies für es tun«]
(José M. Pedreño: Que es la Memoria Historica? Revista Pueblos, 2004, pp. 10–12)
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