Wie lebt man in Frieden nach Jahrzehnten des Krieges?
WISSENSKULTUREN und COLPAZ freuen sich, in Kooperation mit ROTZFRECH CINEMA den Dokumentarfilm von Markus Lenz über die Reintegration von Frauen, die jahrelang in der kolumbianischen FARC-Guerilla kämpften und seit dem Friedensabkommen von 2016 versuchen, wieder im zivilen Leben Fuß zu fassen, zu präsentieren. Da sich in Bonn kein Kino an dem Stoff interessiert gezeigt hat, sind wir diesmal nach Köln ausgewichen, wo am 2. April 2025 in der FILMPALETTE der Auftakte zu einer Tour stattfindet, die in 14 weiteren Städten halten wird.
ROTZFRECH CINEMA schreibt über den Film auf ihrer Website:
»Wie lebt man zusammen, wie lebt man in Frieden? Und wie funktioniert ein friedliches Zusammenleben, wenn man seit Jahrzehnten im Krieg ist und sich nur als Feinde sieht und als Gegnerinnen kennt? Der ganze Schmerz, die Verluste, die Traumata, lassen sie sich zur Seite schieben, um wirklich neu und in Frieden anzufangen?
Ein Blick auf unsere Welt bietet gerade wenig Hoffnung, Antworten dazu, wo soll man sie finden? Und doch gibt es sie, die Antworten und die Hoffnung. Und zwar in Kolumbien, verkörpert durch die beiden kolumbianischen FARC-Rebellinnen Vicky und Yulieth, porträtiert in dem Film PROVISORIUM von Markus Lenz.
Seit Jahrzehnten herrschte in Kolumbien ein blutiger Bürgerkrieg, zwischen der kolumbianischen Regierung, der FARC, rechten Paramilitärs und Drogenkartellen. Hunderttausende Menschen sind in diesem Krieg gestorben, Zehntausende sind vermisst, Millionen mussten fliehen und ihre Heimat verlassen. Niemand hätte gedacht, dass dieser Krieg jemals ein Ende finden wird. Und doch ist es passiert. Im Jahr 2016 kommt es zu einem historischen Moment: Nach über 50 Jahren Krieg wird ein Friedensvertrag unterzeichnet: ein Projekt, was in seiner Komplexität einmalig ist. Ein Friedensprojekt mit Modellcharakter.
Markus Lenz begleitet über fünf Jahre die kolumbianischen FARC-Rebellinnen Vicky und Yulieth und begibt sich auf deren Reise in ein neues Leben. Die beiden Kämpferinnen befinden sich nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages am wichtigsten Scheidepunkt ihres Lebens: Die alte militärische Uniform soll abgelegt werden zugunsten eines neuen Gewands in ziviler Freiheit.
Doch gerade diese Freiheit ist trügerisch, denn der alte bewaffnete Konflikt ist nicht vorbei. Paramilitärische Gruppen besetzen die verlassenen FARC-Gebiete. Für indigene Aktivistinnen, Menschenrechtler und die demobilisierten Guerilla-Kämpferinnen der FARC wird es lebensgefährlich. Das Stigma, Teil einer Guerillagruppe gewesen zu sein, die gesellschaftliche Ablehnung sowie ständige Drohungen erschweren den Prozess ihrer Wiedereingliederung in ein neues Leben. Die ehemaligen Guerilla-Kämpferinnen und ‑Kämpfer zahlen einen hohen Preis während die Optionen für ein Leben in Frieden schwinden!
Gelingt es den Kämpferinnen den Krieg und die Konflikte hinter sich zu lassen und im zivilen Leben anzukommen? Oder sind sie gezwungen in ihrem FARC-Kokon zu verharren und in ihrer gewohnten Umgebung und Gemeinschaft weiter zu leben? Gehen sie gar wieder in den bewaffneten Untergrund zurück, weil sie sich aus Mangel an Zukunftsperspektiven und beruflichen Möglichkeiten dazu gezwungen fühlen?
Ausgehend von diesen existenziellen Fragen, begibt sich PROVISORIUM auf die Spur der jungen Guerilleras und begleitet sie in Kampfmontur auf Streifzügen durch den dichten Dschungel bis hin zu den labyrinthischen Barrios der versmogten und überbesiedelten Metropolen Kolumbiens. PROVISORIUM ist eine Reise ins Innere der FARC, eine Inventur des kolumbianischen Friedens, eine Beobachtung ehemaliger Rebellinnen auf dem Weg in ein neues Leben, eine poetische Auseinandersetzung mit dem komplexen kolumbianischen Konflikt; und im Kern mit der Idee, die Hoffnung auf Frieden sichtbar zu machen.«