Es wird endlich Zeit: Bonn muss sein
Stadtbild von Hindenburg befreien
Auch acht Jahre nach unserem Bürgerantrag auf Umbennenung tragen Hindenburgplatz in Bonn-Dottendorf und Hindenburgallee in Bonn-Plittersdorf noch immer den Namen des früheren Reichspräsidenten. Hindenburg war ein Wegbereiter der Nazi-Herrschaft, betrachtete Hitler als »seinen Kanzler« und ohne seine Unterstützung hätte Hitler seine totale Herrschaft nicht durchsetzen können. Der Name Hindenburg steht gegen Demokratie, gesellschaftlichen Zusammenhalt und friedliches Zusammenleben. Aber noch immer steht sein Name auf der Liste der Erhrenbürger der Stadt Bonn.
Eine Gruppe Bonner Bürgerinnen und Bürger will ihr Stadtbild endlich vom Namen Hindenburgs befreien. Sie haben Anfang Juni erneut einen Bürgerantrag eingebracht, mit dem der Rat dazu aufgefordert wird, Platz und Allee umzubenennen und Hindenburg aus der Ehrenbürgerliste zu streichen. Sie halten das »ehrende Andenken Hindenburgs« für einen »Fall demokratiegefährdender Geschichtsvergessenheit«.
Seit den 1990er Jahren sind in Deutschland etwa 200 Menschen Opfer von Terror und rechtsextremistischer Gewalt geworden. Jüngste Beispiele sind die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, die Anschläge in Hanau und auf die Synagoge in Halle. Diese Taten sind das Ergebnis von Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, Muslim-Feindlichkeit und der Bereitschaft zu morden. Diesem Treiben müssen sich im Bewusstsein der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts alle Demokraten und Demokratinnen entgegenstellen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. In Bonn gehören dazu die jährliche Erinnerung an die Bücherverbrennung und an die Pogromnacht des 9. November 1938, aber auch die Erinnerung an Opfer der Nazi-Herrschaft durch die Benennung von Strassen, wie zum Beispiel der »Karlrobert-Kreiten-Straße« in Poppelsdorf, benannt nach einem von den Nazis ermordeten Pianisten.
Es ist überfällig, dass auch Bonn nach vielen anderen Städten den Fehler korrigiert, der in der Ehrung Paul von Hindenburgs liegt. Bonn als deutsche Stadt der Vereinten Nationen, als Sitz vieler nationaler und internationaler Organisationen darf diesem Mann nicht länger ein ehrendes Andenken widmen. Das ist eine Frage der Selbstachtung aller, die sich Menschenrechten, Bürgerrechten, Demokratie, Rechtsstaat und Sozialstaat verpflichtet fühlen.
Wer den Bürgerantrag unterstützen möchte, kann dies mit Hilfe der hier zum Download verfügbaren
Unterschriftsliste tun, und diese an die dort angegebene Adresse senden.
Am Donnerstag, den 25. Juni 2020 (das ist der Tag, an dem voraussichtlich der Bürgerausschuss des Bonner Stadtrates über den Antrag beraten wird) ist außerdem eine — im Rahmen der COVID-19-Einschränkungen mögliche — Manifestation auf dem Bonner Friedensplatz von 17 bis 19 Uhr geplant. Auf ihr soll um weitere Unterstützung des Bürgerantrags geworben werden.
Der volle Wortlaut des Bürgerantrags sowie weiteres Material zum Download:
- Der vollständige Wortlaut des Bürgerantrags
- Unterschriftsliste zur Unterstützung des Bürgerantrags
- T. Kaut & G. Pütz: Präsentation zur Person Hindenburg
- T. Kaut: Wie man in Bonn Hindenburg zum Ehrenbürger machte. Ein Lehrstück der Demagogie
- M. Paetau: Ehrung für Hindenburg — wie lange noch? Forum Wissenschaft, 29. Jg. (Nr.3, September 2012), S. 59–60
- Bonner Hindenburg-Konferenz 2015, veranstaltet vom »NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln« und »Wissenskulturen e.V.«