Lehrveranstaltungen
»Landesanalyse Kolumbien«
[Michael Paetau: Akademie für internationale Zusammenarbeit (AIZ), Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), seit 2018]
“»La memoria es un campo de lucha en el que se dirime qué versión del pasado debe prevalecer en función del futuro que se quiere construir. Pero la memoria se construye desde relaciones asimétricas. Es decir, no todas las memorias acceden en igualdad de condiciones a la escena política. Indígenas y campesinos no están en posiciones equivalentes a las élites. Las víctimas no tienen los mismos recursos para decir su verdad que los victimarios.« (Gonzalo Sanchez et al.: Trujillo una tragedia que no cesa. Primer Informe de Memoria Histórica de la Comisión Nacional de Reparación y Reconciliación, Bogotá 2008: 25)
Die »Landesanalyse Kolumbien« soll einen Beitrag dazu leisten, Fach und Führungskräfte der deutschen Internationalen Zusammenarbeit auf ihre Einsätze in Kolumbien vorzubereiten, indem ihnen ein umfassender Einblick in relevante gesellschaftliche, historische, politische, kulturelle, wirtschaftliche und ökologische Rahmenbedingungen Kolumbiens vermittelt wird. Vgl. hierzu auch »kolumbianisches Tagebuch«
»Kommunikation – interdisziplinäre Einführung in einen medienwissenschaftlichen Grundbegriff«
[Michael Paetau: Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie, Sommersemester 2012]
“Kommunikation wird seit jeher eine wichtige Rolle beigemessen, aber erst im 20. Jahrhundert wird sie eigenständiger Gegenstand wissenschaftlicher Forschung” (D. Baecker: Kommunikation, 2005)
Das Seminar bietet eine grundständige Einführung in den für die Medienwissenschaft zentralen Begriff der Kommunikation. Dem interdisziplinären Charakter dieses Fachs folgend werden die Sichtweisen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen berücksichtigt. Dabei wird autorenorientiert vorgegangen. Neben unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Ansätzen zur Kommunikationstheorie (Simmel, Mead, Goffman, Ungeheuer, Habermas, Luhmann) kommen auch sprachwissenschaftliche (Bühler, Austin, Searle, Grice) und naturwissenschaftliche (Shannon, Stonier, Maturana) Ansätze zu Wort.
»Kulturgeschichte des Internet«
[Michael Paetau: Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie, Sommersemster 2012]
“Internet soll frei sein” (Bangemann, M. et al.: Europe and the global information society. Recommendations to the European Council. May 1994)
Die Nutzung des Internet und der damit verbundene Wandel der gesellschaftlichen Kommunikationsverhältnisse verändert eine ganze Reihe von bislang oft unhinterfragt akzeptierten Vorstellungen über die Welt, von Verhaltensweisen, Wahrnehmungsmustern, Begriffen und sozialen Sinnbezügen. Diesen zum Teil sehr rasanten und tiefgreifenden kulturellen Wandlungsprozess wollen wir in dem Seminar anhand der semantischen Entwicklung von Begriffen bzw. Begriffspaaren wie Virtualität und Realität, Raum und Zeit, Interaktion und Kommunikation, Erinnern und Vergessen, Privatheit und Öffentlichkeit, Individualität und Gemeinschaft, Eigentum, Freiheit und anderen mehr beschreiben und in Bezug zu der sich in den letzten Jahren vollzogenen und sich weiter vollziehenden medialen Entwicklung soziologisch analysieren.
»Mediatisierung von Wissenskulturen«,
[Michael Paetau: Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie, Wintersemester 2011/2012]
“In jeder historischen Situation entwickeln Gesellschaften besondere soziale Mechanismen, die den Umgang mit ihrem Wissen steuern. Hier wird entschieden welches Wissen bewahrt, welches vergessen oder welches gar vollständig vernichtet wird, und in welcher Weise dies geschieht. In diesem Sinne sind alle Gesellschaften Wissensgesellschaften. Es werden Strukturen aufgebaut, in denen das Wissen produziert, verteilt, angewendet, gespeichert, wiedergefunden und vergessenwird.” (Wissenskulturen e.V., 2008)
Wissenskulturen sind in den letzten Jahren mehr und mehr zum Gegenstand einer interdisziplinären Forschung geworden. Dabei geht es um die Frage, welche sozialen, technischen und symbolischen Faktoren den Umgang einer Gesellschaft mit ihrem Wissen hinsichtlich seiner Erzeugung, seiner Speicherung, seiner Verteilung und seines Zugangs beeinflussen. Das in diesen vier allgemeinen Dimensionen einer jeden Wissensformation zu identifizierende Kulturelle lässt sich zwar als »handlungsorientierende Sinnkonstruktion« (T. Luckmann) verstehen, gleichwohl ist es weit davon entfernt als etwas Homogenes und als »one true self« (S. Hall) gelten zu können. Im Sinne der »Cultural Studies« und – in deren Folge – der neueren »Subcultural Studies« lassen sich Wissenskulturen eher als differentielle und hybride Syndrome bezeichnen, die einen relevanten Einfluss auf andere gesellschaftliche Bereiche ausüben (z.B. auf die öffentliche Meinung, auf den Zugang zu Bildung, auf die Freiheit der Kunst, auf Geschlechterverhältnisse, rassistische und sexuelle Diskriminierungsphänomene aber auch auf gesellschaftliche Machtverhältnisse) und umgekehrt natürlich auch selbst von diesen beeinflusst werden (z.B. von informations- und kommunikations-technischen Systemen oder von den Rechtsverhältnissen einer Gesellschaft). Dieses Seminar stellt die Frage der Mediatisierung von Wissenskulturen in das Zentrum der Diskussion. Es geht um die Beschreibung und die Analyse des mit dem Einsatz neuer Medien verbundenen Wandels in der Art und Weise, wie die Gesellschaft mit ihrem Wissen umgeht. Dazu werden wir Verschiebungen aufspüren, die sich in – ausgewählten – Bereichen der Wissenskultur feststellen lassen. Dabei soll neben der Berücksichtigung einiger – für die Entwicklungsgeschichte der Medien und der Medientechnik relevanter — historischer Beispiele (z.B. R. Stallman 1985; E. Raymond 1999; L. Lessig 2004) vor allem auf aktuelle Beispiele eingegangen werden. Denkbar sind Themen wie »Social-Media-Technologies«, Fragen des sogenannten »geistigen Eigentums«, die »Post-Privacy-Debatte«, »Vorratsdatenspeicherung«, »WikiLeaks« u.a.m..
»Netze des Wissens — Netze der Macht«
[Michael Paetau: Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie, Wintersemester 2011/2012]
““Ich setze voraus, dass in jeder Gesellschaft die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert wird — und zwar durch gewissen Prozeduren, deren Aufgabe es ist, die Kräfte und die Gefahren des Diskurses zu bändigen, sein unberechenbar Ereignishaftes zu bannen, seine schwer und bedrohliche Materialität zu umgehen.” (M. Foucault: Ordnung des Diskurses)
In dem Seminar geht es um eine soziologische Analyse der sogenannten »digitalen Revolution« aus einer machttheoretischen Perspektive. Es wird angeknüpft an die gegenwärtig stattfindenen Auseinandersetzungen um eine neue Wissensordnung der Gesellschaft. Foucault hat die Wissensordnung als einen spezifisch historischen Raum für das, was zu wissen und zu kommunizieren möglich ist, bezeichnet. Diese Räume beeinflussen die Art und Weise, in der die gesellschaftlichen Individuen sich als Subjekte formen. Hieran anschließend wollen wir uns der Frage zuwenden, wie und in welcher Form, durch welche sozialen, technischen und symbolischen Faktoren die Erzeugung, die Verteilung, die Speicherung und der Zugang von Wissen beeinflusst wird. Dazu werden wir uns im ersten Teil der Veranstaltung mit einigen soziologischen Konzepten der »Macht« auseinandersetzen und diese dann im zweiten Teil auf einige Beispiele des sich vor unseren Augen vollziehenden gegenwärtigen gesellschaftlichen Transformationsprozess anzuwenden versuchen.