Des Präsidenten neue Schuhe
Das hatten sich die Ex-FARC-Guerilleros listig ausgedacht. Es war ja zu erwarten, dass Iván Duque irgendwann zu einer solchen Good-Will-Show-Tour aufbrechen wird, die ihn in ein oder mehrere der »Espacios Territoriales de Capacitación y Reincorporación« führen wird, um die weltweit aufgekommenen Zweifel an seiner Friedensbereitschaft zu zerstreuen. Wie die kolumbianische Tagezeitung »El Tiempo» am 16. März berichtete, besuchte er nun in der Nähe von Valledupar, im Departament Cesar, eine solche ETCR und sprach dort mit über 100 ehemaligen FARC-Kämpfern. In einer dort in den letzten Monaten entstandenen Schuhmacher-Werkstatt verkauften ihn die Ex-FARC-Guerrilleros dann doch tatsächlich für gerade mal 140.000 COP (das sind ca. € 40,–) ein paar brandneue FARC-Wanderstiefel. Keine Gummistiefel, nein, sondern wirklich ganz tolle Lederstiefel, wie auf dem Foto unten zu sehen ist. Und Duque versprach auch artig, diese ausgiebig zu benutzen und mit ihnen das ganze Land zu bereisen. »Voy a gastar estas botas recorriendo Colombia« sagte er. Nun ist es ja kaum vorstellbar, dass die Ex-FARC-Leute mit dem Verkauf nicht eine besonders subtile Strategie verfolgt hätten. Ich bin sicher, dass es sich bei diesen Stiefeln um ganz besondere Stiefel handeln muss: nämlich um Friedensprozessbeschleunigungsstiefel! Ein Wort, das man sowieso nur in deutscher Sprache konstruieren kann und dessen wahre Bedeutung Duque deshalb auch verborgen bleiben musste. Die Sache hat nur einen Haken, den wiederum die FARC-Leute nicht bedachten: Die Stiefel haben nur dann eine Wirkung, wenn sie getragen werden. Und wer im Casa de Nariño darüber entscheidet, welche Schuhe der Präsident trägt, das entzieht sich unserer Kenntnis. Egal, wenn’s denn dem Frieden dient!