• Persönliche Beobachtungen

    Bodyguards der Armen

    Wer in Bogo­tá lebt ent­wi­ckelt eine ande­re Sen­si­bi­li­tät für Gefah­ren, die einem von Per­so­nen mit unlau­te­ren Absich­ten dro­hen kön­nen, als jemand, der in Bonn lebt. Zwei­fel­los wird auch in Bonn bei einem nächt­li­chen Fuß­weg von einer Par­ty nach Hau­se die Auf­merk­sam­keit gestei­gert, wenn man Schrit­te in sei­ner Nähe hört. Aber solan­ge die kör­per­ei­ge­nen Alarm­sen­so­ren nicht außer­ge­wöhn­li­che Bewe­gun­gen des Ande­ren mel­den, die man — zu Recht oder zu Unrecht — als beun­ru­hi­gend wer­tet, bleibt man doch rela­tiv gelas­sen. In Bogo­tá ist das etwas anders. Schon tags­über mel­den die Sen­so­ren sofort, wenn eine Per­son sich zu nah befin­det, zu lan­ge hin­ter einem her­geht oder um Aus­kunft nach einer Adres­se bit­tet. Freund oder…

  • Gesellschaft

    Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare

    Eine “his­to­ri­sche Ent­schei­dung mit sechs zu zwei Stim­men” nennt die kolum­bia­ni­che Zei­tung “El Espec­ta­dor” die ges­tern vom Ver­fas­sungs­ge­richt getrof­fe­ne Ent­schei­dung, mit der der Weg für das Recht einer Adop­ti­on von Kin­dern durch gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re frei­ge­macht wur­de (El Espec­ta­dor v. 5.11.2015: “Cor­te Con­sti­tu­cio­nal da vía lib­re a la adop­ción por par­te de pare­jas del mis­mo sexo”).. Das Gericht stell­te klar, dass “die sexu­el­le Ori­en­tie­rung einer Per­son oder eines Paa­res kein Indi­ka­tor ist für die sitt­li­che, kör­per­li­che oder geis­ti­ge Eig­nung zur Adop­ti­on von Kin­dern”. Mehr als sechs Mona­te hat­te das Ver­fas­sungs­ge­richt sich mit einer der schwie­rigs­ten und auch umstrit­tens­ten Fra­gen in sei­ner Geschich­te befasst. Nach­dem es in Kolum­bi­en bereits seit 2007 ein­ge­tra­ge­ne…

  • Friedensprozess

    Regierung stellt Luftangriffe ein, plant aber Einschränkung der Grundrechte

    Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de hat die kolum­bia­ni­sche Regie­rung die Ein­stel­lung der Luft­an­grif­fe auf FARC-Stel­lun­gen ver­fügt. Damit löst sie ein in der gemein­sa­men Erklä­rung vom 12. Juli gege­be­nes Ver­spre­chen ein, die offen­si­ven mili­tä­ri­schen Aktio­nen gegen die FARC ein­zu­schrän­ken. Men­schen­rechts­ver­tre­ter begrü­ßen die­se Ent­schei­dung machen aber dar­auf auf­merk­sam, dass der vor zwei Wochen von einer Pro­jekt­grup­pe des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums, der Sicher­heits­be­hör­den und der Natio­nal­po­li­zei vor­ge­leg­te Ent­wurf zur Erneue­rung des Poli­zei­ge­set­zes im Wider­spruch zu den Zie­len des Frie­dens­pro­zes­ses steht. Der Ent­wurf regelt ver­schie­de­ne Punk­te hin­sicht­lich der Pri­vat­sphä­re von Indi­vi­du­en im Kon­text der neu­en Medi­en und sozia­len Netz­wer­ke bis hin zu Regeln für den öffent­li­chen Nah­ver­kehr. So soll bei­spiels­wei­se die prä­ven­ti­ve Ver­haf­tung von Per­so­nen, die durch “agres­si­ves…

  • Persönliche Beobachtungen

    Krankes Gesundheitssystem

    Wer mal einen Ein­blick in das kolum­bia­ni­sche Gesund­heits­sys­tem gewon­nen hat, möch­te hier lie­ber nicht krank wer­den. Wenigs­tens nicht, wenn er arm ist oder auf dem Lan­de weit ent­fernt von gro­ßen Städ­ten lebt. Dabei hat es in den letz­ten Jah­ren eine durch­aus posi­ti­ve Ent­wick­lung des Gesund­heits­sys­tem gege­ben. Her­vor­ra­gen­de Ärz­te gibt es hier schon seit Lan­gem, die medi­zi­ni­sche Aus­bil­dung ist auf einem hohen Niveau und hat auch inter­na­tio­nal einen sehr guten Ruf. Und mitt­ler­wei­le hat sich auch die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Gesell­schaft durch­aus posi­tiv ent­wi­ckelt. Alle kolum­bia­ni­schen Arbeit­neh­mer sind auto­ma­tisch im Kran­ken­ver­si­che­rungs­sys­tem pflicht­ver­si­chert. Die Orga­ni­sa­ti­on des über Bei­trä­ge von Arbeit­neh­mern und Arbeit­ge­bern sowie durch Steu­ern finan­zier­te Gesund­heits­sys­tem hat der Staat an pri­va­te…

  • Cuba

    Cuba — que linda es Cuba .…”

    Dass in einem “kolum­bia­ni­schen Tage­buch” ein Arti­kel über Kuba erscheint, ist sicher­lich erklä­rungs­be­dürf­tig. Und ganz beson­ders, wenn die­ser Bei­trag bereits fast fünf Jah­re alt ist. Der Grund liegt dar­in, dass mit Kuba ein latein­ame­ri­ka­ni­sches Land vor über 50 Jah­ren einen voll­kom­men ande­ren Weg ein­ge­schla­gen hat als Kolum­bi­en. Vie­le der Pro­ble­me waren in den 60er Jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts ver­gleich­bar, wes­halb jemand, der die kolum­bia­ni­sche Ent­wick­lung seit nun­mehr über 30 Jah­ren beob­ach­tet, der Ver­su­chung kaum wider­ste­hen kann, den Blick immer mal wie­der “nach drü­ben” zu rich­ten. Aber es war nicht das pri­mä­re Motiv für die­sen Text, einen Ver­gleich zu zie­hen, son­dern vor allem einen sehr per­sön­li­chen Erfah­rungs­be­richt über eine Rei­se durch…