Friedensprozess

Wieder Bewegung im Friedensprozess

Es gibt Anzei­chen dafür, dass die “kri­ti­sche Pha­se”, wie der Lei­ter der Regie­rungs­de­le­ga­ti­on bei den Frie­dens­ge­sprä­chen in Havan­na, Hum­ber­to de La Cal­le, am 6. Juli in einem Inter­view den gegen­wär­ti­gen Stand der Frie­dens­ver­hand­lun­gen bezeich­net hat­te, über­wun­den wer­den kann. Am 8. Juli hat­ten die FARC eine ein­sei­ti­ge Waf­fen­ru­he aus­ge­ru­fen und ihre Bereit­schaft zur Fort­set­zung des Frie­dens­pro­zes­ses erklärt. Sie reagier­ten damit auf den drin­gen­den Appell der bei­den Garan­tie­staa­ten des Frie­dens­pro­zes­ses, Nor­we­gen und Kuba, sowie Vene­zue­la und Chi­le, die den Pro­zess begleiten. 

Die vier Län­der hat­ten am Vor­trag in einer gemein­sa­men Erklä­rung eine sofor­ti­ge Dees­ka­la­ti­on des Kon­flik­tes gefor­dert. Zugleich for­der­ten sie wei­te­re Schrit­te für ver­trau­ens­bil­den­de Maß­nah­men, die als Bedin­gun­gen für Eini­gun­gen bei den noch offe­nen The­men der Ver­hand­lungs­agen­da uner­läss­lich sei­en. Dazu gehö­re auch die Ver­ein­ba­rung eines “bila­te­ra­len und defi­ni­ti­ven Waf­fen­still­stan­des und die Been­di­gung der Feind­se­lig­kei­ten”. Die kolum­bia­ni­sche Regie­rung hat­te zunächst abwar­tend reagiert. Zwar hat­te Prä­si­dent Juan Manu­el San­tos die Erklä­rung begrüßt, gleich­zei­tig jedoch betont, dass “wei­te­re Kom­pro­mis­se not­wen­dig sei­en, um die Ver­hand­lun­gen zu beschleu­ni­gen”. Zwei­fel­los muss­te sich aber nun auch die kolum­bia­ni­sche Regie­rung unter Zug­zwang sehen, eben­falls ein Zei­chen zur mili­tä­ri­schen Dees­ka­lie­rung in die­sem Kon­flikt, der bis­her mehr aus 200.000 Tote gefor­dert hat, zu set­zen. In der Öffent­lich­keit wur­de auch ein sol­cher Schritt erwar­tet zumal Hum­ber­to de La Cal­le, in dem oben erwähn­ten Inter­view die grund­sätz­li­che Bereit­schaft sei­ner Regie­rung zu einer bila­te­ra­len Waf­fen­ru­he bekun­de­te, dies aber an eine Rei­he von Vor­be­din­gun­gen knüpf­te (El Espec­ta­dor, 7.7.2015).

Am 12. Juli haben nun bei­de Ver­hand­lungs­de­le­ga­tio­nen in Havan­na eine gemein­sa­me Erklä­rung ver­öf­fent­licht, (Comu­ni­ca­do Con­jun­to No. 55: Agi­li­zar en La Haba­na y deses­ca­lar en Colom­bia), mit der das Ver­trau­en der Bevöl­ke­rung in den Frie­dens­pro­zess sowie das gegen­sei­ti­ge Ver­trau­en der Kon­flikt­par­tei­en wie­der gestärkt wer­den und die Bedin­gun­gen für eine tat­säch­li­che und bila­te­ra­le Waf­fen­ru­he geschaf­fen wer­den sol­len. Zwar folgt die Regie­rung noch nicht dem Schritt der FARC, die Waf­fen schwei­gen zu las­sen und auf offen­si­ve Aktio­nen zu ver­zich­ten, aber sie erklär­te die Bereit­schaft, ihre seit Jah­res­be­ginn lau­fen­den mas­si­ven Mili­tär­ak­tio­nen zurück­zu­zu­fah­ren. Ziel ist es, nun “ohne Ver­zö­ge­run­gen” auf den end­gül­ti­gen bila­te­ra­len Waf­fen­still­stand und die Abga­be der Waf­fen hin­zu­ar­bei­ten. Zur Über­wa­chung und Prü­fung der Beschlüs­se soll das UN-Gene­ral­se­kre­ta­ri­at und die Unasur-Prä­si­dent­schaft, die der­zeit bei Uru­gu­ay liegt, je einen Ver­tre­ter benen­nen. Wei­te­re Orga­ni­sa­tio­nen oder Län­der könn­ten spä­ter ein­be­zo­gen werden.

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