Gesellschaft

Historischer Exkurs: Der Krieg der “Tausend Tage”

Im Jahr 1886 wur­de die von einer libe­ra­len Regie­rung erst 1863 ver­ab­schie­de­te föde­ra­ti­ve Ver­fas­sung zuguns­ten einer neu­en zen­tra­lis­ti­schen Ver­fas­sung abge­schafft. Der kon­ser­va­ti­ve Staats­prä­si­dent Rafa­el Núñez (1884–1894) woll­te damit den Ein­heits­staat und die Vor­herr­schaft der katho­li­schen Kir­che ins­be­son­de­re auf dem Gebiet der Erzie­hung und Bil­dung wie­der­her­stel­len. Die Libe­ra­len in Kolum­bi­en ver­stan­den sich als Föde­ra­lis­ten wäh­rend die Kon­ser­va­ti­ven einen zen­tra­lis­ti­schen Staat anstreb­ten. Dar­über hin­aus betrach­te­ten die Libe­ra­len die Macht der katho­li­schen Kir­che als Hin­der­nis bei der Moder­ni­sie­rung des Lan­des, wäh­rend die Kon­ser­va­ti­ven in ihr den Garant der mora­li­schen Ord­nung sahen.

Die Ver­fas­sungs­än­de­rung 1886 ver­schärf­te den poli­ti­schen Kon­flikt zwi­schen dem Zen­tral­re­gime und den Pro­vin­zen. Zwi­schen Libe­ra­len und Kon­ser­va­ti­ven ent­brann­te ein aus­ge­dehn­ter Kampf um die Kon­trol­le über das Land. Hin­zu kam die Schwä­che des alten Prä­si­den­ten Manu­el Anto­nio Sancle­men­te, der zu krank war um zu regie­ren. Es kam zu Auf­stän­den gegen ihn und die pre­kä­re wirt­schaft­li­che Situa­ti­on, die durch das extre­me und chro­ni­sche Defi­zit drohte.

Der genaue Beginn des Bür­ger­krie­ges ist umstrit­ten. Meist wird er auf den 20. Okto­ber 1899 oder den Jah­res­wech­sel 1900 datiert. Die Rebel­li­on begann in Socor­ro und erwar­te­te mili­tä­ri­sche Unter­stüt­zung aus Vene­zue­la. Die kon­ser­va­ti­ve Regie­rung ent­sand­te Trup­pen nach Buca­ra­man­ga. Mit der Zeit dehn­te sich der Krieg auf das gan­ze Land aus.

100.000 Men­schen ver­lo­ren im Krieg der tau­send Tage ihr Leben. 1903 wur­de die Pro­vinz Pana­ma aus Sor­ge um die Nicht­an­er­ken­nung von Aus­lands­schul­den und die Inter­es­sen am Pana­ma­ka­nal auf US-ame­ri­ka­ni­schen Druck ein eige­ner Staat.

Die­ser Bür­ger­krieg bil­det einen Teil des his­to­ri­schen Hin­ter­grun­des, vor dem der Lite­ra­tur­no­bel­preis­trä­ger Gabri­el Gar­cía Már­quez sein Epos „Hun­dert Jah­re Ein­sam­keit“ entfaltet.

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